Donnerstag, 21. November 2013

Bangalore, Hampi und Goa

Am weissen Sandstrand von Palolem in Goa relaxend und dem beruhigenden Geräusch der Wellen lauschend, ist einem das Gefühl von Zeit und damit verbundenen Pflichten so fern wie der Horizont dort draußen in den Weiten des arabischen Ozeans, schillernd im Rot der untergehenden Sonne. Dabei ist es nicht einmal unsere Absicht euch im kalten regnerischen Südtirol neidisch zu machen, sondern sind uns der Pflicht bewusst geworden, nach 10 Tagen unseres Aufbruchs in Tiruvannamalai euch mal von  unserer Reise bis hier her zu berichten. 

Am 10. Tage des aktuellen Monats ging es also los. Mit 25 Kilogramm schweren Backpacks auf den Schultern ab in das Abenteuer einer 7 stündigen holprigen Busfahrt durch den Norden Tamil Nadus bis in die Hauptstadt von Karnataka, Bangalore. Die wortwörtliche Übersetzung dieses Namens würde "Stadt der gekochten Bohnen" heißen, uns gefiel aber der zeitgenössische Name, "Stadt des ewigen Staus" besser und er war auch zutreffender. Die Infrastruktur konnte der durch den Einfluss der boomenden IT-Branche rasant steigenden Bevölkerungszahl wohl nicht standhalten. Diese Megacity, die mit ihren über 1500 Unternehmen der Computertechnologie das indische "Silicin Valley" genannt wird, gleicht also hauptsächlich einer stinkenden, lauten Rauchwolke in der sich die "modernen"  Inder tummeln. Glücklicherweise gab es mehrere riesige Parks, in denen wir uns von dem Trubel diser Großstadt etwas erholen konnten. Im Vergleich zu dem bisher erlebten Indien war das Erblicken dieser Stadt so gegensätzlich wie eine Kuh auf einem sechsspurigen Highway, und trotzdem war es wahr und kostete uns ein Vermögen. Das abendliche Bier in einem typisch englischen Pub hatte aber doch etwas besonderes an sich. Wir freuten uns also schon nach 2 Tagen Aufenthalt weiter zu fahren. Nun ging es ab in den Norden nach Viajanagar oder Hampi, dem ehemaligen Machtzentrum des größten Königreichs Südindiens, heute ein UNESCO-Weltkulturerbe. Wiederum waren wir erstaunt über die unendliche Vielfahlt, die dieses Land zu bieten hat. Nach 12 Stunden Zugfahrt in der "second sleeper class", waren wir an diesen märchenhaften Ort angelangt. Die 3 Tage reichten gerade aus um die Zeugnisse längst vergangener Zeiten zu besichtigen. Zu Fuß, mit dem Motorrad oder Rikscha fuhren wir durch die wunderschöne Landschaft voller Palmenwälder, Reisfelder und Bergen. Wir genossen den Anblick der unzäligen Überreste ehemaliger prächtiger Paläste und Tempelanlagen und waren etwas betrübt als wir dann am Samstag weiter mussten.  Dieses Mal fuhren wir bei Tag weitere 12 Stunden mit dem Zug westwärts. Um uns eine Nacht in einem Hotel zu sparen bevorzugten wir eigentlich immer Nachts zu reisen, doch dieses Mal sahen wir den uns passierende Dschungel und die imposanten Berge der Westerngates. Es hat also beides Vor-und Nachteile!:)
Nach weiteren 3 Stunden Busfahrt sind wir abends in Palolem Beach angekommen und fanden glücklicherweise gleich eine Strandhütte an vorderster Front mit Meerblick. Schon so oft haben wir davon gehört und gelesen, jetzt waren wir endlich in dem berühmt berüchtigten Goa angekommen. 1961 marschierten die indischen Truppen in die portugiesische Kolonie Goa ein und beendeten die rund 450 Jahre andauernde Fremdherrschaft. Was blieb, ist ein anderes Stück Indien: Portugiesischer Lebensstil und meditteranes Lebensgefühl haben sich hier gemischt mit hinduistischen Traditionen und indischer Realität. Seit 5 Tagen sind wir nun an einem wunderschönen Palmenstrand im Süden Goas und genießen die Sonne, das Wasser, den frischen Fisch und den Sonnenuntergang vom Balkon unserer Strandhütte aus. Während einem Tagesausflug mit einem Motorrad erkundeten wir die Gegend entlang der Küste und im Landesinneren. Wir sahen prunkvolle portugiesische Herrenhäuser und Paläste und staunten nicht schlecht als wir in Old Goa, der ehemaligen Hauptstadt der Kolonie die riesigen monumentalen und mit Gold ausgeschmückten Kirchen sahen. Sie sind heute UNESCO-Welterbe und gehören zu den bedeutendsten Gotteshäusern Asiens. Wenn man an die noch unbelebten Palmenstrände denkt, an die 1960 die ersten Hippies kamen und es legendäre Beatels Konzerte gab, fehlt einem irgendwie dieses Flair und man muss sich leider eingestehen, dass sich die Strände Goas zur Touristenhochburg wandelten, wo sich unzählige Europäer in der Sonne räkeln. Die lokale Bevölkerung verdient ihren Lebemsunterhalt mit den Touristen und es werden Arbeitsplätze geschaffen, aber leider häufen sich auch die Müllberge außerhalb der goanischen Ortschaften und der Küste entlang reiht sich ein Resort, Hotel oder Guesthouse nach dem anderen. Urlaub machen bedeutet also für Land und Bevölkerung nicht nur Gutes und wir sind auch froh nach einer Woche Badeurlaub wieder in das richtige Indien zurückzukehren. Uns fehlt es an nichts, wir genießen unsere abenteuerliche Indienreise und sind schon gespannt, was dieses Land sonst noch alles zu bieten hat. 

Inzwischen verbleiben wir mit herzlichen sonnigen Grüßen und werden euch auch bald wieder schreiben!!

Bis bald
Lorenz und Johannes


Aufbruch in den Norden!! 

Nightlife in Bangalore, western feeling..

Ja nach 3 Monaten Ausgeh-Pause schmeckt so ein Cocktail einfach viel besser! 

Eine der grünen Oasen in Bangalore.




Die wunderschöne Tempelstadt Hampi.


Eine der Natur überlassene Tempelruine.

Auch die Zeit konnte diesem Tempeltor seine Schönheit nicht nehmen.

Ein Tempelsee, der die Stadt früher mit Wasser versorgte.





Eine Indische Familie schaffte es leider nicht mehr ihr Kind bis zum Tempel auf dem Berg zu tragen, so brachte es Johannes, nicht feige bis nach oben :D 

Zugfahrt durch den Dschungel von Hampi nach Goa. 

Strandhütte am Palolem Beach! Meeega gemütlich ;) 

Aussicht beim morgendlichen Frühstück..

Palolem Beach

Motorradtour, 200km durch ganz Goa.

Eines der schönsten portugiesischen Herrenhäuser hier in Goa.




Old Goa 




Samstag, 16. November 2013

Wunderschönes Varanasi

Vor nicht ganz einer Woche hab ich mich von meinen Jungs getrennt und bin von Tiruvannamalai gestartet. Ich durfte eine wahnsinnig nette, indische Familie kennen lernen, bei der ich für einen Tag zu Gast war. Dort wurde ich behandelt hat wie eine eigene Tochter und bis zu meinem Flug buchstäblich verwöhnt. Auch wenn die Zeit, die ich dort verbracht habe, nur sehr kurz war, ist mir die Familie irgendwie sehr ans Herz gewachsen. Dann bin ich weiter nach Delhi und von dort aus weiter nach Varanasi geflogen, wo ich von einem netten Taxifahrer abgeholt und direkt zur Schul meines nächsten Projektes gebracht wurde. Dort angekommen wurde ich herzlichst empfangen und habe eendlich meine Mädels, auf die ich mich bereits das ganz letzte Monat so gefreut habe, zerdrücken können!! 
Nach meiner ersten kurzen Cycle-Rikschta Fahrt und einem weiteren kurzen Fußmarsch durch kleine herzige Gassen, hatten wir mein Zuhause für das nächste Monat erreicht: Indira Guesthouse. 
Hier sind wir jetzt vier Mädels, die Volunteers sind beim Projekt "Learn for life": die Zwillinge Sophie und Steffi, die ich schon aus meiner Kindheit kenne, Lia, ein sehr nettes Mädchen aus Wien, die ich erst hier kennen gelern habe, und ich. Auch wenn ich nix gegen meine Bubenkompanie hatte, muss ich ehrlich sagen, dass mir in den letzten drei Monaten der Umgang mit meinergleichen schon sehr gefehlt hat. 
Mein kleines Zimmer liegt dem der Zwillinge genau gegenüber, was herrlich ist weil wir einfach die Türen immer offen lassen und gemütlich quaseln können und da das ganze Haue sehr hellhörig ist, können wir uns gleichzeitig auch fast problemlos mit Lia im unteren Stock unterhalten... Zum Shoppen sind die vielen kleinen Läden hier auch perfekt und mit drei Modeberaterinnen, die alle Shops schon kennen und dort von ihren Freunden schon guten Preise kriegen, natürlich noch viel leichter. 
Am Nachmittag gehts dann auf zum Yoga, 2 Stunden fast täglich, mit einem lustigen Yogateacher, der einfach eine einmalige Person ist. Er ist klein, bissi rund, hat einen süßen Lispler und strahlt einfach immer eine Freude und Energie aus, was einem eigentlich nur ein gutes Gefühl geben und einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann. Wenn er dann zwischendurch durch den Raum hüpft und "Oh my God, I feel sooo good!" oder "Oh my God, life is sooo beautiful" ruft, kann man sich ein Schmunzeln kaum verkneifen. 

Noch kurz zur Schule selbst: die Schule hier wurde von einem Deutschen von Grund auf aufgebaut und wird durch diverse Projekte und Geschäfte unterstützt. Hier wird vor allem versucht jenen Kinder die Chance für Bildung zu geben, die sonst auf die Straße müssten, um sich dort ein Geld zu verdienen. Sprich die Kinder stammen aus ärmsten Verhältnissen und brauchen viel Aufmerksamkeit und Liebe. Das habe ich gleich am ersten Tag bzw. meiner ersten Sekunde in der Schule zu spühren gebekommen, als sich die ersten Kinder gleich wie Klammeraffen um meine Beine geschlungen haben, ohne mich überhaupt zu kennen. Dieses Projekt ist irgendwie total anders als mein erstes, hier kommt mir vor werde ich mehr gebraucht, im Sinne von wirklich gebraucht.... das ist schön zu sehn!!

Damit mein Bericht jetzt nicht viiiel zu lang wird berichte ich hoffentlich sehr bald wieder, wenn ich dann noch mehr über diese zauberhafte Stadt und die Schule mit den herzigen Kindern zu sagen habe. 
Eins steht jedoch fest: ich bin gerade einmal vor einer Woche hier in Varanasi gelandet und ich muss sagen, diese heilige Stadt hat mich jetzt schon total in ihren Bann gezogen!!!


Liebe Grüße,

Rosalie



Mein erstes Bild von Varanasi am heiligen Ganges



Endlich sind die Mädels vereint!!


Nepalitempel, traumhafter Ort! 


Blödeln mit den Kindern der Drawing Class: "let's do the tiger" ;)


Wir vier Mädels: Lia, Steffi, Sophie und ich


Kleiner Klammeraffe!!


 
Rosie und Sophie :)


Rosalie lässt ihre Kreativität an den Armen der Mädels aus ;)




Samstag, 9. November 2013

Happy End

Es wird jetzt etwas spontan und unangekündigt wirken, wenn ich euch sage, dass heute der letzte Tag,  unserer erst vor kurzem begonnenen Karriere als Lehrer, an der St. Mary's School war. Wir können es selbst kaum glauben, dass die Zeit so schnell vergangen ist und wir uns immer weiter, immer schneller dem heutigen Tag des Abschiednehmens näherten. Doch heute war dieser Tag gekommen, heute war heute und wir mussten uns von den vielen herzigen Kindern, den lustigen Lehrerinnen und der schönen Schule verabschieden. In diesen Monaten ist uns diese Umgebung, die Kinder und Lebensweise der Menschen hier wirklich ans Herz gewachsen und jetzt, wo wir uns als etwas erfahrenere Lehrer in unserer Rolle wohler fühlen unduns die Arbeit mit den Kindern leicht von der Hand geht, müssen wir auch schon wieder gehen. Die lustige Abschiedsfeier heute Nachmittag, die die Kinder mit Tanz und Musik umschmückten, ließ also ein kurzes Gefühl der Trauer nicht aus, wenn wir daran dachten, all diese netten Inder vielleicht nie wieder zu sehen. Zu trauern bleibt uns aber nicht viel Zeit, am Sonntag wird nämlich schon unser nächstes Abenteuer beginnen und wir freuen uns auch schon sehr darauf. Rosalie wird nach Varanasi in den Norden fliegen, und dort an einem anderen Projekt mit zwei Freundinnen teilnehmen, während Lorenz und ich uns auf unsere lange Reise über die Westküste in den Norden bis nach Delhi begeben. 


Noch kurz zu unseren letzten Tätigkeiten an der Schule:
Rosalie hat mit den Kindern sehr viel gemahlen und sie in die Kunst der Mandala-Zeichnungen eingeführt. Neben der von den Kindern wöchentlich praktizierten tamilischen Tanzkunst des Barthanatiam, studierte Rosalie den Macarenatanz, als typischen Westerndance mit den Kindern ein. Lorenz und ich haben den Kindern eine Weitsprunganlage gebaut und neben einem Volleyballfeld auch ein Fußballfeld angelegt. Etwa vor einer Woche haben wir begonnen ein großes Sportfest zu planen, welches dann am Donnerstag stattfand. Es war ein wunderbarer Tag und den Kindern machte es Spaß sich in den verschiedenen Disziplinen zu messen. Neben der Abschiedsfeier gab es dann auch eine schöne Preisverteilung, bei der die Gewinnergruppen mit kleinen brauchbaren Preisen gekürt wurden. Zum Abschied haben wir den Kindern eine Diashow der besten Fotos gezeigt und ein Plakat gestaltet, auf dem die Kinder während ihren verschiedenen Tätigkeiten in der Schule zu sehen sind. Wie es hier so üblich ist, haben wir allen an der Schule anwesenden zum Abschluss noch einen kleinen Snack spendiert. Doch sind dies natürlich nur Kleinigkeiten im Vergleich zu den vielen wertvollen Momenten, die wir mit diesen immer fröhlichen Kindern erleben durften. Wir sind sehr froh hier gelandet zu sein und haben in diesen letzten Monaten sehr vieles gelernt, das uns auch in Zukunft noch oft zu Gute kommen wird. Wir werden die Zeit in Tiruvannamalai, diesem besonderen Ort sicher nie vergessen. Etwas, das wir auch hier stark erfuhren, war die extreme Einseitigkeit des Bildungssystem, das nicht nur bei uns in Europa vollkommen falsch funktioniert. Oft konnten wir mit dem Lehrstoff in den Büchern einfach nichts anfangen und wir haben gesehen, dass nicht der Frontalunterricht, sondern vielmehr ein gemeinsames dynamisches Lernen der richtige Weg ist. Es sind nicht nur die Schüler, auch die Lehrer müssen noch vieles lernen und zusammen soll man Lösungen finden und den Prozess des Verstehens erfahren. Doch, dass unser Bildungssystem Denkmuster vermittelt, die noch aus der Frühzeit der Industrialisierung kommen, wo es noch darum ging, die Menschen zu gut funktionierenden Rädchen einer Produktionsgesellschaft auszubilden, ist ja allgemein bekannt. Die weitverbreitete Meinung, Lehrer zu sein sei ein gemütlicher Job mit viel Ferien und Freizeit, ist also einfach falsch.

Liebe Grüße,

Johannes, Rosalie und Lorenz