Samstag, 9. November 2013

Happy End

Es wird jetzt etwas spontan und unangekündigt wirken, wenn ich euch sage, dass heute der letzte Tag,  unserer erst vor kurzem begonnenen Karriere als Lehrer, an der St. Mary's School war. Wir können es selbst kaum glauben, dass die Zeit so schnell vergangen ist und wir uns immer weiter, immer schneller dem heutigen Tag des Abschiednehmens näherten. Doch heute war dieser Tag gekommen, heute war heute und wir mussten uns von den vielen herzigen Kindern, den lustigen Lehrerinnen und der schönen Schule verabschieden. In diesen Monaten ist uns diese Umgebung, die Kinder und Lebensweise der Menschen hier wirklich ans Herz gewachsen und jetzt, wo wir uns als etwas erfahrenere Lehrer in unserer Rolle wohler fühlen unduns die Arbeit mit den Kindern leicht von der Hand geht, müssen wir auch schon wieder gehen. Die lustige Abschiedsfeier heute Nachmittag, die die Kinder mit Tanz und Musik umschmückten, ließ also ein kurzes Gefühl der Trauer nicht aus, wenn wir daran dachten, all diese netten Inder vielleicht nie wieder zu sehen. Zu trauern bleibt uns aber nicht viel Zeit, am Sonntag wird nämlich schon unser nächstes Abenteuer beginnen und wir freuen uns auch schon sehr darauf. Rosalie wird nach Varanasi in den Norden fliegen, und dort an einem anderen Projekt mit zwei Freundinnen teilnehmen, während Lorenz und ich uns auf unsere lange Reise über die Westküste in den Norden bis nach Delhi begeben. 


Noch kurz zu unseren letzten Tätigkeiten an der Schule:
Rosalie hat mit den Kindern sehr viel gemahlen und sie in die Kunst der Mandala-Zeichnungen eingeführt. Neben der von den Kindern wöchentlich praktizierten tamilischen Tanzkunst des Barthanatiam, studierte Rosalie den Macarenatanz, als typischen Westerndance mit den Kindern ein. Lorenz und ich haben den Kindern eine Weitsprunganlage gebaut und neben einem Volleyballfeld auch ein Fußballfeld angelegt. Etwa vor einer Woche haben wir begonnen ein großes Sportfest zu planen, welches dann am Donnerstag stattfand. Es war ein wunderbarer Tag und den Kindern machte es Spaß sich in den verschiedenen Disziplinen zu messen. Neben der Abschiedsfeier gab es dann auch eine schöne Preisverteilung, bei der die Gewinnergruppen mit kleinen brauchbaren Preisen gekürt wurden. Zum Abschied haben wir den Kindern eine Diashow der besten Fotos gezeigt und ein Plakat gestaltet, auf dem die Kinder während ihren verschiedenen Tätigkeiten in der Schule zu sehen sind. Wie es hier so üblich ist, haben wir allen an der Schule anwesenden zum Abschluss noch einen kleinen Snack spendiert. Doch sind dies natürlich nur Kleinigkeiten im Vergleich zu den vielen wertvollen Momenten, die wir mit diesen immer fröhlichen Kindern erleben durften. Wir sind sehr froh hier gelandet zu sein und haben in diesen letzten Monaten sehr vieles gelernt, das uns auch in Zukunft noch oft zu Gute kommen wird. Wir werden die Zeit in Tiruvannamalai, diesem besonderen Ort sicher nie vergessen. Etwas, das wir auch hier stark erfuhren, war die extreme Einseitigkeit des Bildungssystem, das nicht nur bei uns in Europa vollkommen falsch funktioniert. Oft konnten wir mit dem Lehrstoff in den Büchern einfach nichts anfangen und wir haben gesehen, dass nicht der Frontalunterricht, sondern vielmehr ein gemeinsames dynamisches Lernen der richtige Weg ist. Es sind nicht nur die Schüler, auch die Lehrer müssen noch vieles lernen und zusammen soll man Lösungen finden und den Prozess des Verstehens erfahren. Doch, dass unser Bildungssystem Denkmuster vermittelt, die noch aus der Frühzeit der Industrialisierung kommen, wo es noch darum ging, die Menschen zu gut funktionierenden Rädchen einer Produktionsgesellschaft auszubilden, ist ja allgemein bekannt. Die weitverbreitete Meinung, Lehrer zu sein sei ein gemütlicher Job mit viel Ferien und Freizeit, ist also einfach falsch.

Liebe Grüße,

Johannes, Rosalie und Lorenz














































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