Donnerstag, 5. Dezember 2013

Von Goa in den Norden

Leider sind wir wieder spät dran mit unseren Erzählungen. Für euch sind wir also noch am Strand von Palolem, der mittlerweile tausende von Kilometern zurückliegt. Es war am 24. November, als wir mit einem Sleeper-Bus 16 Stunden gen Norden tuckerten, wo wir dann in Aurangabad, einer Stadt in Maharashtra ankamen. Sie sollte uns für die nächsten drei Tage als Ausgangspunkt unserer Touritouren dienen. Sehr müde von der holprigen Nacht im sleeper-Bus, machten wir uns gleich nach unserer Ankunft zur Besichtigung der buddhistischen Höhlen in Aurangabad auf. Fasziniert von der Größe und Schönheit dieser handgefertigten Höhlen war die Müdigkeit schnell verflogen. Doch wir hatten nicht viel Zeit zum Bestaunen und mussten gleich weiter zum Mini Taj-Mahal, eine Kopie des Großen und ein Liebesbeweis des Mogul-Kaisers an seine Frau. Nach dieser romantischen "story" machten wir uns am nächsten Tag auf nach Ajanta, wo uns weitere buddhistische Höhlen erwarteten. Diese Höhlen befanden sich in einem kleinen Tal, direkt in die steilen Felswände gegraben. Es war ohne Zweifel einer der atemberaubendsten Anblicke. Das schmale Tal, durch das friedlich ein Flüsschen plätscherte und die 33 mächtigen Höhlen in den Felswänden. Eine gute Erklärung wie so etwas zu schaffen ist fanden wir leider nicht, aber vielleicht ist es nur auf die enge Beziehung zu Gott, der Natur und viel Meditation zurückzuführen. Am dritten Tag ging es nach Ellore, wo sich weitere buddhistische, hinduistische und jain-Höhlen befanden. Wir waren nicht sehr gespannt und machten uns auch nicht all zu große Hoffnungen noch etwas schöneres zu sehen. Doch wieder schafften es die Menschen längst vergangener Zeiten unsere ganzen Vorstellungen über den Haufen zu werfen und uns mit ihrer Baukunst zu faszinieren. Diese Höhlen wurden nicht horizontal in den Berg gehauen, sondern von oben herab Schicht für Schicht aus dem Fels geschlagen. Sehr schwer zu erklären aber wunderschön zu betrachten. Nach diesen vielen Höhlen und Erfahrungen ging es weiter nach Mumbai, einer Weltmetropole mit einer langen Entstehungsgeschichte. Nach einer weiteren, 12 stündigen, schlaflosen und holprigen Nacht im sleeper-Bus, kamen wir dort etwas erschöpft an. Zum erholen blieb leider keine Zeit, denn sogleich ging unsere Erkundungstour durch die architektonische Vielfahlt dieser Stadt los. Wir waren sofort gefesselt von den vielen prächtigen alten englischen Bauten und dem Reichtum dieser Stadt. Ein extremer Kontrast zu den anderen indischen Städten und wir fühlten uns wie in einer europäischen Großstadt. Alles war zu finden! Doch kaum kam man von den reichen Stadtvierteln etwas nach Draußen zeigte sich einem das wahre Gesicht Mumbais, nicht um sonst trägt es auch den Spitznamen "Slumbay". An jeder Straßenecke werden einem Slumtouren angeboten. Klingt ja ganz nett sich das mal anzusehen aber was bringt es einem sich am Leid anderer zu ergötzen? So haben wir diese kostspielige Tour ausgelassen und lieber einem kleinen Mädchen einen Sack Reis gekauft. Die anderen Sehenswürdigkeiten ließen wir uns nicht entgehen und behielten Mumbai so nicht in all zu schlechter Erinnerung.
Nach drei spannenden, aber auch stressigen Tagen in der 22 Millionen Einwohner Metropole und somit bald der zweitgrößten Stadt der Welt, ging es mit dem Zug ca. 1000 Kilometer nordwärts an Gujarat vorbei nach Udaipur, einer Stadt im Süden Rajastans. Rajastan, "das Land der Könige". Der Name ist gut gewählt, es ist tatsächlich das Land der Maharadschas, ihrer majestätischen Festungen und prunkvollen Paläste. Die romantischen Zeugnisse der glorreichen, spannenden Geschichte machen Rajastan zu einem echten Touristenmagneten. Der Bundesstaat ist also ein Muss für jeden Indienreisenden. Er hat aber auch wirklich viel zu bieten: Dünen aus Wüstensand, Dschungel, Karawanen und Tiger, funkelnde Edelsteine, lebendige Farben und eine pulsierende, reiche Kultur. Auch wenn uns das Leben dieses rießigen Subkontinents schon so vertraut vorkam und wir uns oft das Leben in Europa nicht mehr vorstellen können, waren wir, in Rajastan angekommen, wieder in einer, man könnte fast sagen, anderen Welt angelandet. Die Kultur des Südens schien plötzlich so fern zu sein und uns erwartete wieder so viel Neues und Interessantes. Wir sind mittlerweile zum Schluss gekommen, dass eine Indienreise durch nur 2 Bundesstaaten ausreichen würde um reich an Erlebnissen und Erfahrungen zurückzukehren. Wir sind aber auch froh unsere Route so gewählt zu haben und versuchen immer das Schönste und Ausschlaggebenste zu behalten. Für die letzten zwei Wochen haben wir ein privates Taxi mit Fahrer gemietet, der uns zu den schönsten Orten bringt und auch mal anhalten kann um Menschen in einem Dorf abseits der Städte zu besuchen. So können wir das Reisen etwas mehr genießen und müssen nicht dauernd von Ticketschalter zu Ticketschalter um ja noch den nächsten Zug oder Bus zu kriegen. Wir sind fasziniert von dem total unterschiedlichen Lebensstil und der anderen Kultur des Nordens, doch immer noch betrachten wir das gesamte Indien mit einer gewissen Skepsis. So "incredible", wie es auf den Bannern der Reisebüros immer angeprisen wird, Indien auch sein mag, ist der Dreck, der Gestank, die Armut, Ignoranz und Gleichgültigkeit nicht zu übersehen. Dies sind Faktoren, die uns immer wieder traurig stimmen und wir können einfach nicht verstehen, wie ein von Grund auf der Natur so nahes Volk zu solchen Gräueltaten im Stande ist. Gute Luft und genießbares Wasser ist hier wirklich eine Seltenheit und wir sind froh wenn wir größere Städte verlassen und durch die Prärie-änliche Landschaft Zentral-Rajastans fahren. Genug der vielen Worte, kurz zu dem Schönsten und Wichtigsten das wir bis jetzt vom Land der Könige sahen.

Udaipur-die "Lake city":
Betrachtet man den ältesten Stadtteil um den kleinen See herum, so könnte man wirklich von der romantisten Stadt Indiens sprechen. Im City Palace, dem Monsoon Palace und einem der teuersten Hotels der Welt, dem Taj Lake Palace im See, wurde auch James Bond "Octopussy" gedreht. Viele von euch werden diese Stadt also kennen. Vergisst man den Lärm und Staub der Straßen und genießt den Ausblick auf die Stadt von einem "Roof Top Restaurant" aus, so ist es auch wirklich das Udaipur aus jenem Film.

Jodhpur-"the blue city"
200 Kilometer nördlich von Udaipur liegt diese Stadt, deren Altstadt wirklich aus unzähligen blauen Häusern besteht. Zwischen den Häusern verlaufen verschlungene, mitteralterliche Straßen, die immer irgendwo anders hinführen als man gedacht hat. Es riecht nach Räucherstäbchen, Rosen, und Abwasser, und in den Geschäften kann man seinen Vorrat an Tempeldekorationen, Schnupftabak, Saris und Trompeten aufstocken. Am beeindruckensten war das auf dem Fels thronende zweitgrößte Fort Rajastans, "Mehrangarh". Diese Festung wurde nie eingenommen und besteht aus dem Stoff aus dem Legenden gemacht werden. Bis zum heutigen Tag gehört die Festung Jodhpurs königlicher Familie.

Pushkar
Ganz anders wie das übliche Rajastan ist diese kleine Stadt an einem heiligen See. Es ist eine berühmte Pilgerstätte, an die jeder gläubige Hindu einmal kommen sollte. Auch viele Touristen zieht diese besondere niedliche kleine Stadt an. Pushkar besitzt neben den 400 milchigblauen Tempeln auch den weltweit einzigsten Brahma-Tempel. Die täglich andauernden "pujas"(Gebete), verleihen diesem Ort ein besonderes Flair von Andächtigkeit. Eine Kamelsafari hinaus in die Dünen um Pushkar zum Sonnenuntergang war das Pünktchen auf dem I unseres ruhigen angenehmen Aufenthalts in Pushkar. 

Und endlich bin ich mit meiner Erzählung auch hier in Pushkar angekommen. Wir sitzen auf dem Roof Top unseres Hotels und schreiben unseren Blog. Morgen geht es dann weiter in die Hauptstadt Rajastans, Jaipur. Fortsetzung folgt in Kürze.

Liebe Grüße
Johannes und Lorenz
































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